Hobby Modelleisenbahn: Der Zug ist noch lange nicht abgefahren

von Mareike Brenner
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Der Zustand der Welt hat sich in den letzten Jahren nicht gerade verbessert. Der immer bedrohlichere Klimawandel, die Corona-Pandemie, dazu auch noch Konflikte und Kriege. Da ist es nicht einfach, sich sein sonniges Gemüt und eine positive Einstellung zu bewahren. Viele versuchen deshalb, sich zumindest eine Zeit lang von der Realität zu verabschieden und lesen beispielsweise ein spannendes Buch oder suchen sich ein interessantes Hobby. Vor allem die Modelleisenbahn erlebt dabei in den letzten Jahren ein großes Revival.

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Die heile Welt im Maßstab 1:87

Schöne Landschaften, eine intakte Natur, wenig Autoverkehr und Züge, die sich ihren Weg vorbei an idyllischen Fachwerkshäusern und nostalgischen Bahnhöfen bahnen. So sieht die Verwirklichung des Kindheitstraums vieler Modellbahn-Fans aus.

Sie haben sich auf dem Dachboden, im Keller oder im freigewordenen Jugendzimmer ihre eigene Welt geschaffen. Selten ist der Spruch „Der Weg ist das Ziel“ dabei so passend wie bei diesem Hobby. Denn die Züge haben hier nicht die Aufgabe, wie im echten Leben hektische Menschen so schnell wie möglich von einem Ort zum anderen zu befördern, sondern fahren schlichtweg im Kreis herum und bleiben nur dann stehen, wenn es dem „Master of the Universe“ gefällt.

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Der Spruch passt aber auch deshalb so gut, weil das Gelände so gut wie nie fertiggestellt ist. Denn es gibt immer etwas zu tun im Wunderland in der eigenen Wohnung. Als Kind war die erste Anlaufstelle für Loks, Waggons und zahlreiches Zubehör der nächste Spielwarenladen. Doch die sind im Laufe der letzten Jahre so rar geworden wie die Haare am eigenen Kopf vieler Modellbauer.

Gekauft wird deshalb größtenteils online. Zum Teil im gebrauchten Zustand auf Plattformen wie etwa Ebay oder Shpock. Am häufigsten jedoch neu, denn nicht selten werden beliebte Eisenbahnen von Roco, Carson oder LGB zu Schnäppchenpreisen im Internet angeboten.

Die Spurweite gilt schon fast als Religion

Wer damit beginnt, sich den Traum von seiner eigenen Modelleisenbahn zu verwirklichen, sollte nicht blindlings vorgehen und einfach irgendeine Zug-Garnitur bei einem Diskonter kaufen. Denn die Modellbahnen haben verschiedene Spurweiten und sind für unterschiedlich große Züge gedacht.

Zu den populärsten Spuren in Deutschland zählt vor allem die Spur N. Deren Spurbreite beträgt neun Millimeter. Die Züge und Waggons sind im Maßstab 1:160 gebaut.

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Demgegenüber steht die hierzulande ebenfalls sehr weit verbreitete Spur H0. Die Spur ist hier mit 16,5 Millimeter wesentlich breiter. Das hat zur Folge, dass auch die Züge und Waggons größer sind. In diesem Fall beträgt der Maßstab 1:87.

Auch wenn es noch zahlreiche weitere Spuren wie etwa TT, Z, S, oder 0 gibt, herrscht vor allem zwischen der Spur N und H0 ein regelrechter Glaubenskrieg unter den Modellbauern. Das Verständnis für Andersdenkende hält sich dabei wie auch im allgemeinen Leben stark in Grenzen. H0-Freaks können nicht verstehen, wie man mit so kleinen Zügen der N-Spur Freude haben kann. Da sind doch keine Details zu erkennen. Die N-Fraktion hält die großen Züge und Waggons der H0-Spur hingegen für reine Platzverschwendung.

Bei den Diskussionen für die eine oder andere Spur vergisst so mancher die gemeinsame Liebe zur Modelleisenbahn. Doch das ist auch nicht so wichtig. Denn die eigene Modelleisenbahn ist für die meisten Menschen in erster Linie ein Rückzugsgebiet. Sie möchten sich ihre Welt am liebsten allein aufbauen und dort einfach die Stille und Harmonie genießen.

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Karton City: Die eigene Stadt upcyceln

Mit der Zeit kann das Hobby Modelleisenbahn ganz schön ins Geld gehen. Denn neben dem Kauf von Zügen und Waggons muss ja auch noch eine attraktive Umgebung geschaffen werden. Doch wie wäre es, statt den fertigen Häusern mit einem kleinen Upcycling-Projekt aus Kartons?

Der eigenen Fantasie sind dabei im Gegensatz zu der begrenzen Auswahl am Markt keine Grenzen gesetzt. Denn mit den stabilen Kartons lässt sich so ziemlich jedes Bauwerk verwirklichen. Die Züge müssen ja nicht immer zwingend durch eine nostalgische Landschaft pilgern. Wie wäre es beispielsweise mit dem Aufbau einer futuristischen Umgebung oder einer Fahrt durch das Mittelalter, obwohl es zu dieser Epoche noch gar keine Züge gegeben hat?

Doch egal ob Karton oder Fertighäuschen, H0 oder N, das Wichtigste ist, endlich wieder einmal für ein paar Stunden Kind zu sein und die Sorgen rund um einen gänzlich zu vergessen. Denn eines ist klar: Der letzte Zug ist noch lange nicht abgefahren.

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Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.