Kintsugi – das Geheimnis der alten japanischen Tradition gesprungene Keramik zu reparieren

von Augustine Schneider
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„Scherben bringen Glück!“ Das mag wohl wahr sein, heißt aber nicht unbedingt, dass Sie Ihre zerbrochene Lieblingsvase gleich wegwerfen sollten. Denn diese lässt sich wieder ganz machen. Sie kann sogar noch schöner als vorher aussehen. Und wie? Dank der uralten japanischen Reparaturtechnik für Keramik – Kintsugi. Wir verraten Ihnen heute, was alles dahinter steckt und wie Sie selber Zerbrochenes durch diese traditionelle Kunst wieder reparieren können.

Kinstsugi – die fabelhafte Reparaturmethode aus Japan

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Was ist eigentlich Kintsugi?

Auf Japanisch bedeutet Kintsugi (jap. 金継ぎ) so etwas wie „Goldflicken“ – Gold („kin“) und Verbindung („Tsugi“). Alten Übertragungen zufolge entstand diese wundervolle Keramikreparaturtechnik im 15. Jahrhundert zu Zeiten des Shōguns Ashikaga Yoshimasa. Nachdem seine Lieblingsschalen für die traditionelle Teezeremonie zerbrachen, hat er diese nach China zum Wiederherstellen geschickt. Das Ergebnis war allerdings ziemlich enttäuschend und der Herrscher hat seinen japanischen Handwerkern den Auftrag gegen, aus den zerbrochenen Schalen wieder etwas ästhetisch Schönes anzufertigen. Die Kintsugi Methode wurde geboren.

Die Scherben werden wieder wie mit goldenen Nähten zusammengefügt

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Was macht die Kintsugi Reparaturtechnik so besonders?

Bei dieser japanischen Kunst handelt es sich nicht bloß um Reparieren. Denn dahinter steckt eigentlich eine tiefe Lebensphilosophie, die Wabi Sabi genannt wird. Sie ist mit der Erkenntnis verbunden, dass die Schönheit im Vergänglichen und Einfachen zu suchen ist. Die Japaner finden selbst im Makel einen tieferen Sinn und haben eine besondere Wertschätzung für Altes oder Zerbrochenes. Deswegen versucht man bei einer Kintsugi-Reparatur von Keramik oder Porzellan nicht die Bruchstellen zu verstecken, sondern ganz umgekehrt, diese hervorzuheben. Das wird mit dem speziellen japanischen Lack urushi gemacht. Dazu gibt man noch ein Gold- oder Silberpuder und klebt die Keramikstücke wieder zusammen. Die sogenannten Landschaften keshiki, welche die eigentlichen Reparaturspuren sind, verleihen dem restaurierten Objekt eine einzigartige Aura und verwandeln es in ein Unikat. Auf diese Weise bekommt Zerbrochenes einen viel höheren ästhetischen Wert.

Kintsugi hat seine Wurzeln im Zen-Buddhismus

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Wie kann man Kintsugi selber machen?

Die streng traditionelle Methode ist ziemlich aufwendig und dauert dementsprechend auch lange. Nicht umsonst gibt es in Japan auch spezielle Schulen und Werkstätten, die sich damit beschäftigen. Wenn Sie aber selbst in den Genuss von Kintsugi kommen möchten und zerbrochenen Gegenständen aus Keramik oder Porzellan ein neues Leben einhauchen wollen, dann können Sie es ruhig ausprobieren. Und zwar es gibt in vielen gut sortierten Bastelläden sowie auch online dafür hergestellte Kintsugi-Reparatur-Sets. Sie sind nicht mit den traditionellen Materialien ausgestattet, aber für passionierte Bastler genau das Richtige. Die kostspieligeren Varianten benutzen einen innovativen Kintsugi-Lack, der viel schneller als der traditionelle trocknet. Die günstigeren Sets sind in der Regel mit einem speziellen Porzellankleber oder mit dem so genannten Epoxidkleber konzipiert. Dazu gehört dann auch das obligatorische Gold-Pigment oder auch Goldpuder, das zum Kleber gegeben und damit vermischt wird.

Sie können sich auch für Silber oder Messing entscheiden

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Wenn Sie mit so einem Reparatur-Set arbeiten, folgen Sie ganz genau den Gebrauchsanweisungen auf der Verpackung. Vergessen Sie nicht, vor dem Arbeitsprozess die Arbeitsfläche ausreichend mit Zeitung oder Nylon zu bedecken. Sie können zur Sicherheit auch dünne Handschuhe anziehen, um Ihre Haut vor dem Kleber zu schützen. Überschüssige Klebereste können Sie vor dem Abtrocknen mit Wattestäbchen oder kleinen Stoffresten, mit Nagellackentferner befeuchtet, sorgfältig abwischen.

Der vergoldete Kleber wird mit einem feinen Pinsel oder Holzstäbchen auf die gebrochenen Kanten aufgetragen

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Der Wabi Sabi Wohntrend – was verbirgt sich dahinter?

Nach dem vollständigen Abtrocknen gilt der Porzellankleber normalerweise als lebensmittelecht. Sie können also ruhig im geklebten Becher einen leckeren Tee oder Kaffee trinken. In der Spülmaschine oder Mikrowelle haben die restaurierten Stücke allerdings nichts zu suchen.

Eine kurze Bild-Anleitung für Ihre Kintsugi-Reparatur

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Geben Sie Ihren Lieblingsvasen, -tassen, -tellern oder -schalen eine zweite Chance. Sagen Sie der Wegwerfmentalität unserer Gesellschaft ein klares „Nein“ und tauchen Sie ein in die tiefe Wertschätzung des Lebens, die uns Kintsugi lehrt!

Die Schönheit kann manchmal auch im Makel stecken

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Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.